Beispiel 49: Nahwärmeversorgung im Neubaugebiet
Die Kommune wird zum Organisator einer baugebietsweiten Initiative: Ein zentrales Biomasse- oder Blockheizkraftwerk versorgt die Bürger. Wird Strom und Wärme benötigt, so kann ein Blockheizkraftwerk mit Kraftwärmekopplung helfen, bis zu 37 Prozent Gas und Öl zu sparen.
Lohnend ist der Einsatz bei dichter Bebauung und bei großen bzw. entsprechend vielen Energieabnehmern. Selbst bei bestehenden Strom-Konzessionsverträgen kann bei frühzeitiger Planung von Kraft-Wärmekopplungs-Anlagen in Neubaugebieten auch Strom ortsnah verteilt werden, wenn die Widmung der Straßen und Wege entsprechend angepaßt wird. In der Stadt Sehnde/Niedersachsen wird zukünftig ein privater Betreiber mit einem Blockheizkraftwerk ein Neubaugebiet versorgen. Die Straßenführung wird deshalb als „Privat“ gewidmet.
Verwirklicht wurden derartige Konzepte bereits in der Stadt Lemgo/Nordrhein-Westfalen, in der Stadt Rottweil/Baden-Württemberg und in Stadt Delmenhorst/Niedersachsen (NILEG); in der Gemeinde Vrees/Niedersachsen befindet sich das Neubaugebiet mit Nahwärmeversorgung derzeit noch im Planungsstadium. In der Stadt Garbsen/Niedersachsen werden im Baugebiet Garbsen-Mitte die privaten Bauherren über dingliche Auflage zum Anschluß an das Nahwärmenetz verpflichtet. Auch die Verbandsgemeinde Hachenburg/Rheinland-Pfalz betreibt in gemeinsamer Trägerschaft mit der Stadt Hachenburg ein Nahwärmenetz mit BHKW und einem Zusatzheizkessel, wodurch u.a. das Freizeitbad versorgt wird.
Ein „Vorzeigeobjekt“ hat die Stadt Beckum/NRW aufzuweisen: Das seit 1995 im Rathaus der Stadt betriebene BHKW versorgt jetzt auch eine Nahwärmeinsel, nämlich eine Gruppe von 8 Gebäuden in zwei- und dreigeschossiger Bauweise(58 Wohneinheiten und 700 m² Bürofläche), die ein privater Bauherr in unmittelbarer Nähe des Rathauses errichtet hat. Das Rathaus-BHKW mit einer Leistung von 54 kW elektrisch und 112 kW thermisch wird ergänzt durch zwei Spitzenlastkessel und versorgt alle Neubauten, die ehemalige Schlauchpflege, die Hauptfeuerwache und das Rathaus selbst mit Wärme, Strom beziehen nur Rathaus und Ständehaus. Die gemeinsame Wärmeversorgung der Nahwärmeinsel reduziert die CO2-Emission um fast 30 % gegenüber einer Einzelhausversorgung. Daneben betreibt die Stadt erfolgreich seit 1990 das Nahwärmenetz Gymnasium, Freibad und Hallenbad Beckum.
Ein BHKW für zwei Bauträger eines Neubaugebietes mit 200 Wohnungen wird z.Zt. auch in Hannover/Nds. (Nordstadt) verwirklicht.
Eine interessante BHKW-Lösung entsteht derzeit in der Stadt Merzig/Saarland: Im dritten Bauabschnitt des Gebietes „Auf der Wild“ im Stadtteil Brotdorf soll ein CO2-neutrales Holzhackschnitzel-Heizkraftwerk mit integrierter Solaranlage die Vorsorgung mit Energie übernehmen.
Allerdings muß betont werden, daß ein Anschluß“zwang“ nicht einfach festgeschrieben werden kann; er läßt sich aber bei gemeindeeigenem Baugelände über entsprechende Vertragsbedingungen im Grundstückskaufvertrag erreichen.